Eine deutliche Lähmung des ehrenamtlichen Engagements nehmen zwei Drittel der Engagierten aufgrund der Corona-Pandemie wahr. Trotzdem wurden auch konkrete Hilfsangebote besonders für Risikogruppen initiiert und es gab vielfältige Vorstöße, Aktivitäten auf digitalen Wegen zu unternehmen. Das brachte jetzt eine Online-Umfrage des Vereins „Rückenwind für Bürgerengagement im Osnabrücker Land“ hervor.
„Das ehrenamtliche Engagement steht seit Frühjahr vergangenen Jahres unter deutlich anderen Vorzeichen als zuvor“, so Peter Klösener, Vorsitzender des Vereins Rückenwind. Die Corona-Pandemie habe spätestens seit der zweiten Welle wieder vieles im Griff.
Welche Auswirkungen das auf das ehrenamtliche Engagement hat, wollte der Verein Rückenwind von den Engagierten selbst wissen. Dazu startete er in Zusammenarbeit mit dem Ehrenamtsmanagement des Landkreises Osnabrück und der KLVHS Oesede eine Online-Umfrage, an der sich rund 150 Personen beteiligt haben. Die Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht.
15 Prozent der Befragten hätten beklagt, das ehrenamtliche Engagement sei in ihrem Umfeld völlig zum Erliegen gekommen. Dagegen spreche eine kleine Gruppe auch von einer „neuen Aktivierung“ aufgrund der bestehenden Herausforderungen. Das wurde vor allem auf die Einrichtung von Hilfsangeboten während des Lockdown für Angehörige von Risikogruppen bezogen, wie es beispielsweise bei Einkaufshilfen der Fall gewesen sei.
„Wir sollten auch wissen, ob man anlässlich von Kontaktbeschränkungen neue digitale Wege erprobt hat“, hebt Klösener hervor. Das hätten zwei Drittel der Befragten positiv beantwortet. Und es sei deutlich geworden, dass die Nutzung digitaler Möglichkeiten nicht nur etwas für jüngere sei. Über 60 Prozent der über 60-jährigen und 50 Prozent der über 80-jährigen hätten angegeben, dass sie digitale Kommunikationsmittel genutzt hätten.
Das deutlich wichtigste Medium war dabei die Videokonferenz, gefolgt von Social Media und Messenger-Diensten. Die Erfahrungen mit digitaler Kommunikation, die von den Befragten benannt wurden, lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Während eine Gruppe diese Art des Austausches uneingeschränkt positiv beurteilt, da Wege und Zeit gespart werden, bezeichnet eine zweite Gruppe es als sinnvolle Alternative, die jedoch kein vollwertiger Ersatz für Präsenztreffen sei. Andere machen jedoch deutlich, sie hielten den Weg nicht für geeignet und verweisen auf besondere Tätigkeitsfelder und technischer Probleme.
Hürden bei der Nutzung digitaler Kommunikationsmittel stellen nach Aussage der Befragten vor allem die Qualität der Internet-Verbindung und die Unerfahrenheit der Nutzer dar. Zudem wird benannt, dass einige Zielgruppen aufgrund des Alters keine entsprechenden Erfahrungen oder Geräte aufweisen könnten.
Mehr als ein Drittel der Befragten hat über den Zeitraum von etwa einem dreiviertel Jahr an keinem Treffen teilgenommen. Gründe dafür lagen vor allem in der Absage von Veranstaltungen, mangelnder Information und gesundheitlichen Bedenken.
Als Wünsche für eine Unterstützung wurden vor allem Informationen, wie digitale Kommunikation genutzt werden kann, und finanzielle Förderung u.a. zur Anschaffung von entsprechender Hardware benannt.
„Mit der Umfrage wollen wir nicht nur den Status quo beschreiben“, macht Peter Klösener deutlich. Auf der Basis der Ergebnisse wolle man als Verein Rückenwind auch Impulse geben, wie das ehrenamtliche Engagement grundsätzlich, besonders aber in einer solchen Ausnahmesituation unterstützt werden könne.
Dazu gibt der Verein in seiner Veröffentlichung abschließend auch eine Reihe von Anregungen. Jede Herausforderung, die anfangs als Problem wahrgenommen werde, biete auch die Chance, sich neu zu profilieren. Auch Engagementfelder, die auf den ersten Blick ausschließlich „analog“ ausgefüllt werden könnten, seien auf „digitalen Wegen“ zu bespielen. Beispielsweise könne man Aktionen Einzelner online beraten oder sich dazu austauschen bzw. gemeinsam Perspektiven entwickelt und diskutieren.
Zudem seien ältere Mitbürger und ältere Engagierte nicht „automatisch“ für Formen der digitalen Kommunikation unerreichbar. Bei entsprechender Hinführung und Begleitung könnten auch sie diese Formen als Bereicherung für ihr Agieren erleben.
Letztlich sei durch die Umfrage deutlich geworden, dass der Ausbau der digitalen Infrastruktur nicht nur für die formale Bildung und die Wirtschaft von hoher Bedeutung sei. Sie stelle vielmehr auch für das bürgerschaftliche Engagement eine wichtige Voraussetzung dar.
„Um aus der ‚Schockstarre‘ einer solchen Pandemie erlöst zu werden, bedarf es adäquater Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote. Und die müssen gut kommuniziert werden“, wünscht sich Peter Klösener. Fortbildungen zur Nutzung von Chancen der Digitalisierung sowie Möglichkeiten zum Austausch unter Engagierten auch unter der Maßgabe von Kontaktbeschränkungen machen Mut, geben Anstöße und lassen sogar neues Engagement entstehen.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage zum Download gibt es hier>>>
 
   
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